Ryan Hunter hat mit gerade einmal 31 Jahren eine der wichtigsten Aufgaben der Alps Ice Academy übernommen: Als Head Coach trägt er die Verantwortung dafür, die jungen Talente bestmöglich auf den Schritt in Richtung Senior-Hockey vorzubereiten. Im Interview spricht er über seine persönliche Reise vom Eisplatz in in Kanada bis auf die Bank der Alps Ice Academy, seine Ziele mit dem Nachwuchs und seine ganz persönlichen Eindrücke zum Eishockey in Italien.
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Das vollständige Interview in der Originalsprache (Englisch) findet ihr ganz unten.
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Hey Ryan, als Head Coach der Alps Ice Academy ist eine deiner Hauptaufgaben, deine Spieler zu professionellen Eishockey-Athleten zu entwickeln. Wo und wie hat deine eigene Hockeyreise begonnen?
In Kanada ist es üblich, als Kind Hockey zu spielen. Wir haben es im Fernsehen verfolgt, NHL-Spiele besucht und auf der Straße oder zugefrorenen Teichen gespielt. Es war leicht, beeinflusst zu werden, wenn man täglich kanadische Legenden wie Wayne Gretzky, Mario Lemieux oder Mark Messier sehen konnte. All diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass ich schon sehr früh eine Leidenschaft für dieses Spiel entwickelt habe. Ich hatte das Glück, diese Leidenschaft nun als Trainer weiterzugeben.
Du hast nie professionell gespielt, aber einige deiner Kollegen im Trainerstab haben Erfahrung als Profis. Wie profitierst du von ihrer Expertise?
Es ist enorm wertvoll, Trainer im Team zu haben, die Erfahrung im Profibereich mitbringen. Unterschiedliche Blickwinkel und Ideen in Bezug auf Hockey helfen uns, als Team zu wachsen. Doch nicht nur die Erfahrung im Profibereich ist entscheidend – es ist ebenso wichtig, Erfahrung in der Arbeit mit dieser Altersgruppe zu haben. Unser Programm bringt beides zusammen, sodass wir die Entwicklung unserer Spieler aus verschiedenen Perspektiven betrachten können.
Du hast bereits in jungen Jahren mit dem Coaching begonnen. War das immer dein Ziel?
Ich habe meine aktive Karriere nach meinem Abschluss am Nichols College im Jahr 2018 beendet. Mein ursprünglicher Plan war es, nach Toronto zurückzukehren und Jura zu studieren. Ich wollte in irgendeiner Form im Hockey bleiben und dachte, Coaching könnte ein guter Nebenjob sein, während ich für die Aufnahmeprüfungen lernte. Während der Saison merkte ich jedoch, dass mir das Coaching mehr Spaß machte als erwartet. Ich verschob mein Jurastudium und begann, einen Plan zu entwickeln, um Vollzeit als Hockeytrainer zu arbeiten. Anfangs war es ein Sprung ins Ungewisse, aber heute kann ich mir keinen anderen Weg mehr vorstellen.
Du hast Erfahrung sowohl im Senioren- als auch im Nachwuchsbereich. Wie groß sind die Unterschiede zwischen diesen beiden Ebenen?
Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen Jugend- und Seniorenhockey. Unsere Trainingsmethoden und Spielstrategien basieren auf denselben Grundprinzipien, die auch im Profibereich angewandt werden. Konzepte wie „Stick on Puck“, erster Puckkontakt, Körperhaltung und Wettkampfhärte sind auf allen Ebenen entscheidend. Der größte Unterschied liegt in den Details, die man coachen kann, und in der allgemeinen Spielgeschwindigkeit.
Mit 31 Jahren bist du Head Coach der Alps Ice Academy. War es immer dein Ziel, ein solches Projekt in Europa zu leiten?
Was mich an diesem Projekt besonders gereizt hat, ist die Chance, auf Nachwuchsebene einen großen Einfluss zu nehmen. Es gibt so viele engagierte Menschen, die Teil dieser Academy sind, und alle haben dasselbe Ziel: das italienische Eishockey nachhaltig zu verbessern. Mit so viel Unterstützung ist es leicht, sich für dieses Projekt zu begeistern. Der wichtigste Aspekt für mich ist jedoch die Möglichkeit, das Leben junger Spieler positiv zu beeinflussen. In diesem Alter sind sie hochmotiviert, sich zu verbessern, und es ist als Trainer unglaublich erfüllend, ihren Fortschritt mitzuerleben.
Als Jugendtrainer – legst du mehr Wert auf Titelgewinne oder auf die individuelle Entwicklung deiner Spieler?
Für mich geht es darum, Konzepte zu vermitteln, anstatt strikte Systeme vorzugeben. Ich möchte, dass meine Spieler selbstständig denken und nicht nur feste Positionen einnehmen. Schlussendlich wollen wir in Zukunft Spieler an die Spitze führen – deshalb liegt unser Fokus zu 100 % auf der individuellen Entwicklung der Spieler, aufgeteilt in drei Hauptbereiche:
Abschließend: Was sind deine Ziele für die kommende Saison, sowohl in Bezug auf die Spielerentwicklung als auch auf die Wettkampfergebnisse?
Sobald die aktuelle Saison vorbei ist, werden wir eine ausführliche Analyse durchführen. Wir werden alle Aspekte des Programms bewerten und überlegen, wie wir es weiterentwickeln können. Unser Ziel ist es, Jahr für Jahr besser zu werden.
Da die Saison 2024/25 die erste für unsere Academy ist, haben wir bereits viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Wir werden die Dinge, die gut funktionieren, beibehalten und an den Bereichen arbeiten, die wir verbessern können. So können unsere aktuellen und zukünftigen Spieler sicher sein, dass unser Programm stetig wächst und sich weiterentwickelt. Wir wollen stets einen Schritt voraus sein – und das erreichen wir, indem wir uns kontinuierlich hinterfragen und optimieren.
Interview im Originaltext (Englisch):
Hey Ryan. As the head coach of the Alps Ice Academy, one of your main tasks and goals is to develop your players into professional ice hockey athletes. Where and how did your own hockey journey begin?
Growing up in Canada playing hockey as a child is customary. We watched it on our televisions, attended NHL games, and played hockey in the street and on the ponds. It was easy to be influenced to play hockey when you could watch Canadian legends Wayne Gretzky, Mario Lemieux, Mark Messier, and others daily. All these factors helped me develop a love for playing the game at a very early age. I’ve been fortunate enough to now coach the game I love.
You never played professionally yourself, but some of your colleagues in your coaching staff and network did. How do you benefit from their experience?
To have coaches on the staff with pro hockey experience has been beneficial. To have different views or ideas on hockey subjects is important as it helps promote growth. It is important to have not only pro hockey experience but also experience working with this specific age, which our program has. We assess the direction of the program from different lenses.
You started coaching at a very young age. Was that always your goal?
I stopped my playing career upon graduation from Nichols College in 2018. I returned home to Toronto with the plans of attending law school. I had ambitions of staying in the game of hockey in some capacity and thought coaching would be a good part-time job while I was studying for law school entrance exams. Over the season, I realized I enjoyed coaching hockey more than expected. I delayed going to law school and created a plan of how I could coach hockey full-time. Initially, it was a leap of faith, but I’m glad I decided to pursue a life in coaching as I wouldn’t have it any other way now.
You have made experiences in both senior and youth hockey. In your opinion, how big are the differences between the two?
There are a lot of similarities between youth and senior hockey. If you watch how we practice or play a game, we preach/teach topics senior/pro hockey teaches. Stick on puck, first touch, body position, and compete are all things you hear being at the different levels. However, the difference between senior and youth hockey is the detail you can coach to those points and the overall speed and pace of the practice/game.
At 31, you are the head coach of the Alps Ice Academy. Was it always your goal to be part of such a project in Europe one day or what made you commit to this project?
What initially intrigued me about this project was that we would make a major impact at the youth level. There are so many individuals who are heavily involved in this project that all want one thing: to make positive changes to Italian hockey. It’s easy to be interested with a backing like we do. Finally, the most important factor was the opportunity to impact player’s lives. At this age, kids are hungry to get better, and it’s rewarding as a coach to see their hard work pay off.
As a youth coach, do you prioritize winning titles or rather the individual development of your players?
The main idea for me is to teach concepts rather than systems. Forcing the players to critically think rather than demanding them to be in this „exact“ position. We are focused 24/7 on the development of the player. Categorized into three different silos; individual skill development, practice development, and in-game development. First silo, develop their shooting, skating, puck handling, angling, etc. Straightforward. The second silo, put them in situations in practice where they have to think and no two situations are the same. We are trying to create chaos within a drill that forces them to think and mirrors the game of hockey. We like to stay away from drills that are repetitive or skating routes. Finally, in-game development. Players learn from being in a game. This is why everyone has had the opportunity to play on special teams, play a regular shift, start a hockey game, and play in the last 5 minutes of a close hockey game. Afterward, we will review the game footage, celebrate the positives, and teach from the learning lessons. Mistakes are welcomed rather than ridiculed.
Finally, looking ahead to the coming season: What are your goals, both in terms of player development and competition results?
Once the current season is complete, we will review how the season went. We will analyze all the different areas of the program and begin to build toward the next season. With the three silos in mind, how can we evolve them next season? If there is something we can do to develop players better, we want to find it.
2024/25 being the first year of the academy, we have learned many lessons. We will build on the areas we love and change the areas we can improve on. That way, current and incoming players can be assured that our program gets better year after year. We want a program that is always ahead of the curve, and we can do that by constantly reassessing all areas of the academy.