Günther Hell, Vize Präsident der Alps Ice Academy, blickt auf eine erfolgreiche erste Saison zurück. Im Interview spricht er über die Ambitionen sowie der Zukunft der Alps Ice Academy. Darüber hinaus gibt er Einblicke in die strategische Ausrichtung der Alps Ice Academy.
Herr Hell, die Saison 2024/25 neigt sich dem Ende zu – Zeit, Bilanz zu ziehen. Wie fällt diese aus sportlicher Sicht für die Alps Ice Academy aus?
Wir können mit der bisherigen Saison sehr zufrieden sein. Die sportliche Leitung ist besonders erfreut über die rasche Entwicklung unserer Spieler. Was uns dabei am meisten freut, ist die kontinuierliche Verbesserung der Mannschaft. Natürlich gab es auch kleinere Rückschläge, aber das gehört zum Entwicklungsprozess dazu. Letztendlich ist die Leistung bei den Spielen immer ein Spiegelbild der Trainingsarbeit – und an dieser Stelle geht ein großes Kompliment an unseren Head Coach Ryan Hunter sowie sein Trainerteam um Kohl Schultz, Dan Tudin und die zahlreichen Guest Coach, die uns regelmäßig unterstützen. Sie setzen die Arbeit genau so um, wie es unser sportlicher Leiter Oly Hicks konzipiert hat.
Ein besonderes Augenmerk haben wir auf den physischen Bereich gelegt. Italienische Nachwuchsspieler haben im internationalen Vergleich oft körperliche Defizite, weshalb wir diesem Aspekt höchste Priorität eingeräumt haben. Mit René Bauer haben wir einen absoluten Experten im Athletiktraining, der die Mannschaft in diesem Bereich bereits deutlich vorangebracht hat. Auch unsere Goalies haben die Fortschritte gemacht, die wir uns erhofft hatten, und geben der Mannschaft immer wieder den nötigen Rückhalt. Hier zahlt sich die exzellente Arbeit unseres Goalie-Coaches Thomas Tragust aus.
Uns ist jedoch bewusst, dass dies erst der erste Schritt war. Es liegt noch ein langer Weg vor uns, um international auf höchstem Niveau mithalten zu können. Die Basis wurde gelegt – jetzt geht es darum, sich in allen Bereichen kontinuierlich zu verbessern. Unser Ziel für die kommenden Jahre muss es sein, den sportlichen Abstand zu den führenden Eishockeynationen weiter zu verkleinern.
Die Mannschaft unter Ryan Hunter war national und auch international erfolgreich unterwegs. Welche Bedeutung hat der Einzug in die Qualification Round bzw. Der Final-Four des Elite Cups für die Academy?
Die U19-Meisterschaft war körperlich eine große Herausforderung, doch bis auf wenige Ausnahmen hat die Mannschaft diese Aufgabe hervorragend gemeistert. Man darf nicht vergessen, dass unsere Athleten teilweise drei bis vier Jahre jünger sind als ihre Gegner – und speziell in diesem Alter macht das einen enormen Unterschied. Trotzdem konnte die Mannschaft in der Qualification Round bis auf ein Spiel in jeder Partie punkten. Das zeigt, dass sie mental gefestigt ist und sich in der U19 längst etabliert hat. Auch in der Regular Season konnten wir gegen nominell stärkere Gegner auf Augenhöhe spielen – teilweise sogar überraschend gut.
Vor der Saison waren wir uns nicht sicher, ob die U19-Meisterschaft die richtige Herausforderung sein würde. Doch wir wurden eines Besseren belehrt: Die Liga hat sich als genau der richtige Wettbewerb erwiesen.
Der Elite Cup hat der Mannschaft zudem die Möglichkeit gegeben, sich auf internationalem Niveau zu messen. Besonders Teams aus der Slowakei und Ungarn spielen bereits sehr strukturiertes Eishockey – und mit der Qualifikation für das Final Four hat unser Team bewiesen, dass es mehr als nur mithalten kann. Insgesamt kann man sagen, dass beide Wettbewerbe eine entscheidende Rolle in der Entwicklung unserer Spieler gespielt haben.
Eine Nachfrage zum Organisatorischen. Wie hat sich die Alps Ice Academy neben dem Sportlichen entwickelt und was sind die Ziele für das kommende Jahr?
Organisatorisch gilt dasselbe wie sportlich: Der Grundstein wurde gelegt, aber es gibt viele Bereiche, in denen wir uns noch verbessern müssen. Wir haben das große Glück, dass die Leitung des Heims in Dietenheim unser Projekt von Anfang an unterstützt hat. Die Herausforderung, die Anforderungen des Sports mit Schule und Unterbringung in Einklang zu bringen, ist nicht zu unterschätzen – hier müssen wir in den kommenden Jahren gemeinsam weiter optimieren. Auch in der internen Kommunikation zwischen Academy, Athleten und Eltern gibt es sicher noch Verbesserungsbedarf. Mit Tobias Kuen haben wir jedoch die Position des pädagogischen Leiters hervorragend besetzt. Er begegnet den Athleten auf Augenhöhe und schafft es, selbst in schwierigen schulischen Situationen Lösungen zu finden. Unsere Betreuer Lara Tondin und Joachim Treyer leisten darüber hinaus eine unverzichtbare Arbeit, indem sie sich um das Wohl der Spieler abseits des Eises kümmern. Ohne ihr ehrenamtliches Engagement würde ein essenzieller Baustein fehlen.
Trotz aller Herausforderungen muss man sich vor Augen führen, dass dieses Projekt vor etwas mehr als einem Jahr bei null gestartet ist. Angesichts dessen kann man stolz auf das bisher Erreichte sein. Unser Ziel bleibt die Talententwicklung!
Die Mannschaft wird am Ende der Saison wieder internationale Spiele austragen. Welche Herausforderungen sehen Sie da auf die Jungs zukommen?
Um international auf höchstem Niveau mithalten zu können, reichen acht bis neun Monate Training pro Jahr nicht mehr aus. Es ist entscheidend, dass unsere Athleten ganzjährig trainieren und spielen. Eine der größten Herausforderungen wird es sein, den Fokus auch nach dem offiziellen Saisonende aufrechtzuerhalten. Internationale Vergleiche sind enorm wichtig, um unseren aktuellen Leistungsstand zu überprüfen. Diese Spiele zeigen uns, wo wir im Vergleich zum Saisonbeginn stehen und welche Fortschritte die Mannschaft gemacht hat. Gleichzeitig sind sie eine große Motivation für die Athleten – denn auf diesem Level zu spielen, ist immer eine besondere Herausforderung und ein Highlight zugleich.
Sie sind jetzt seit mehr als einem Jahr als Vize-Präsident strategisch und operativ tätig. Wie fällt Ihr persönliches Fazit bis dato aus?
Die Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat macht nach wie vor großen Spaß. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich elf Südtiroler Vereine zusammengeschlossen haben, um gemeinsam das Wohl der Jugend in den Mittelpunkt zu stellen. Dieses Gemeinschaftsgefühl und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sind wirklich außergewöhnlich.
Besonders freut es uns, dass wir auch von der lokalen Politik und Südtiroler Sponsoren großen Zuspruch erhalten. Das gibt uns die Zuversicht, dass wir unsere langfristigen Ziele erreichen können. Natürlich hoffen wir, in Zukunft noch weitere Förderer für unser Projekt begeistern zu können – denn die Alps Ice Academy hat großes Potenzial, das es weiter auszubauen gilt.